Text
Telegramme des Telegraphen-Korrespondenz-Bureaus.
Die österreichisch-ungarische Note an Serbien.
Agram, 24. Juli. (Meldung des Ungarischen Telegraphen-Korrespondenz-Bureaus.)
Die von der Monarchie in Belgrad unternommene Demarche hat hier in allen politischen Parteikreisen und in der breiten Öffentlichkeit einen starken Eindruck gemacht und wird mit voller Einmütigkeit von einem durchaus patriotischen Standpunkte beurteilt. Das beweisen alle Kommentare, welche in der hiesigen Presse ohne Unterschied der Parteistellung und der nationalen Färbung und Richtung der diplomatischen Demarche gewidmet werden. In allen diesen publizistischen Kundgebungen, auch in jenen der oppositionellen Presse, kommt eine unanfechtbare loyale Auffassung zum Ausdrucke.
So schreibt das deutsche Oppositionsblatt: Die Ereignisse haben Österreich-Ungarn auf einen Weg gedrängt, den es im Bewußtsein seines Rechtes und seines Ansehens zu beschreiten sich gezwungen sah. Alle Völker der Monarchie sind sich in ihrer Treue zur Monarchie und Dynastie dieses ernsten Momentes bewußt, und eben deshalb halten sie an der Hoffnung fest, daß sich Serbien der Erfüllung der Forderungen, die ihm gestellt wurden, nicht entziehen wird.
Die Blätter der Starcevic-Partei erklären, die Monarchie habe ein volles Recht, so schwere Forderungen zu stellen, da offizielle Personen und Organe in Serbien zu der Ausführung des entsetzlichen Verbrechens in Sarajevo direkt und indirekt beigetragen haben.
Die serbische Antwort.
Belgrad, 24. Juli.
“Politika” meldet, die serbische Antwort werde zweifellos im Einklange mit der Würde des serbischen Staates stehen.
Die übrigen Blätter beschränken sich zumeist auf kurze Mitteilungen über die Übergabe der österreichisch-ungarischen Note.
[…]
Zeitungsstimmen.
London, 25. Juli.
Mit Ausnahme der “Morning Post”, welche das willkürliche Vorgehen Österreich-Ungarns verurteilt, geben alle Londoner Blätter einschließlich der liberalen der Sympathie für die Monarchie in ihrer Haltung gegenüber einem Staat Ausdruck, der das Zentrum von Umtrieben und Intrigen gegen die territoriale Integrität Österreich-Ungarns gewesen ist, und raten Serbien, sich den Forderungen der Monarchie zu unterwerfen, damit ein europäischer Krieg vermieden werde.
Source
Wiener Abendpost. Beilage zur Wiener Zeitung, Nr. 169, Samstag, 25. Juli 1914 (titlepage)
ANNO. Historische österreichische Zeitungen und Zeitschriften. Österreichische Nationalbibliothek, anno.onb.ac.at [accessed 8.11.2015]
Related Resources
http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wrz&datum=19140725&seite=17&zoom=33
Citation
Anon., “Telegramme des Telegraphen-Korrespondenz-Bureaus, July 1914,” War in other words, accessed November 23, 2024, https://warinotherwords.exeter.ac.uk/items/show/43.