The Weimarische Volkszeitung was a paper for the working class interests and had been published in Jena from 30 September 1906 to 31 March 1916. It was succeeded by the Volkszeitung Grossherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach (1 April 1916 to July/Sep 1918). Saxony was supposed to be a stronghold of the Social Democrats during the Kaiserreich, so much that it was generally known as 'Red Saxony'.
]]>Newspager article to welcome the New Year 1915, published in the Weimarische Volkszeitung, on 2 January 1915.
The Weimarische Volkszeitung was a paper for the working class interests and had been published in Jena from 30 September 1906 to 31 March 1916. It was succeeded by the Volkszeitung Grossherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach (1 April 1916 to July/Sep 1918). Saxony was supposed to be a stronghold of the Social Democrats during the Kaiserreich, so much that it was generally known as 'Red Saxony'.
Weimarische Volkszeitung. Organ zur Wahrung der Interessen des gesamten werktätigen Volkes, 10. Jahrgang, Nr. 1, Sonnabend, 2. Januar 1915, [titlepage]
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Fünf Monate Weltkrieg.
Fünf volle Monate sind es nun, daß der blutigste Krieg aller Zeiten durch Europa tobt. Diese fünf Monate, in denen ein millionenfaches Weh ausgesät wurde, wird von dem lebenden Geschlecht niemand vergessen; die Wunde dieses Weltkrieges wird die europäische Menschheit durch Generationen tragen. Mögen verlogene Aestheten und heuchlerische Schönfärber noch so laut und so eifrig von dem Segen des Krieges sprechen: wir sehen nur das unermeßliche Heer der Männer und Frauen vor uns, die um ihre Gatten und Söhne gekommen sind, die Schar der Kinder, die ihren Vater und Ernährer verloren haben. Wir sehen Erde und Gewässer sich röten vom Blute der Verwundeten und Toten, und wir erschauern in Schmerz, da wir an all das Leid, an die schreckensvolle Not denken, die aus dem Kriege aller gegen alle hervorgehen wird. Man kann den Krieg nur als die unerbittliche Notwendigkeit ertragen, die ein unweises und ungütiges Geschick der lebenden Menschheit auferlegt hat; aber ihn, wie es die Entarteten tun, die ihn als Art eines seltenen und seltsamen Naturschauspiels genießen möchten, als Heil und Segen preisen, das kann nur als Lästerung am Menschengeschlecht empfunden werden.
In allen kriegführenden Staaten stehen die Menschen so ganz im Banne des Krieges, daß sich der Gedanke, wie lange die Brandfackel durch Europa noch rasen werde, wenngleich ihn im Innern wohl jeder fühlen wird, als Frage gar nicht äußern kann. Aber obwohl wir alle entschlossen sind, die Schicksalsfü[n]gung – denn wir nennen es wohl mit Recht ein Schicksal, w[as] zu wenden außerhalb des Bereiches unserer Macht und Kraft lag – durchzuhalt[e]n und zu überstehen, so sind wir doch alle der tiefen Sehnsucht voll, daß der furchtbare Druck des Krieges in absehbarer Zeit gelöst und den europäischen Völkern ein Friede beschieden werden möge, der in sich die Bürgschaft der Dauer trägt und aus dem sich die Entwicklung durchdringen wird, die den größten Krieg der Menschheit zu ihrem letzten macht; daß sich ein gesellschaftlicher Zustand, dessen triebkräftige Keime wir ja überall wahrnehmen, bilde und verfestige, innerhalb dessen sich die Nationen in friedlich-kulturellem Wettbewerb reihen und ihre Konflikte sich auflösen in einer höheren und reineren Einheit des gesamten Menschengeschlechts. Im letzten Sinne beruht die Tatsache, daß die menschliche Gesellschaft unter den Schrecken des Krieges nicht zusammenbricht, daß sie ihn überall mit bewunderungswürdiger Ausdauer, mit einem Heldenmut ohnegleichen erträgt, körperlich und seelisch überwindet: diese erstaunliche Widerstandsfähigkeit, die über alle Vorstellungen hinausgeht, beruht darauf, daß es in jedem Herzen eingeprägt und eingegraben ist, der Weltkrieg, in dem sich alles Böse der kapitalistischen Gesellschaftsordnung gleichsam entladen hat, könne nur der letzte sein, müsse es sein – denn ohne diese Gewißheit, für alle kommenden Geschlechter zu bluten, könnten wir diese Last ja gar nicht ertragen. Aus dieser uns aufrichtenden Hoffnung ist die Titanenkraft erwachsen, die Europas Nationen in dem gewaltigsten Ringen, das das Geschlecht der Menschen je erschaut, offenbart haben.
Und so stehen wir Sozialdemokraten aufrecht und ungebeugt da: ungebeugt, weil wir dem Lichte folgen, das aus der Wirrnis unserer Tage in eine hellere Zukunft weist. Wir glauben trotz allem an jenes Reich, „das den Frieden sucht der Erde“ und das der tiefe, ernste Konrad Ferdinand Meyer prophetisch ankündigt:
Mählich wird es sich gestalten,
seines heil’gen Amtes walten,
Waffen schmieden ohne Fährde,
Flammenschwerter für das Recht,
und ein königlich Geschlecht
wird erblühn mit starken Söhnen,
dessen helle Tuben dröhnen:
Friede, Friede auf der Erde!
The Weimarische Volkszeitung was a paper for the working class interests and had been published in Jena from 30 September 1906 to 31 March 1916. It was succeeded by the Volkszeitung Grossherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach (1 April 1916 to July/Sep 1918). Saxony was supposed to be a stronghold of the Social Democrats during the Kaiserreich, so much that it was generally known as 'Red Saxony'.
Newspager appeal from the Social Democratic Party, published in the Weimarische Volkszeitung, on 25 July 1914.
The Weimarische Volkszeitung was a paper for the working class interests and had been published in Jena from 30 September 1906 to 31 March 1916. It was succeeded by the Volkszeitung Grossherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach (1 April 1916 to July/Sep 1918). Saxony was supposed to be a stronghold of the Social Democrats during the Kaiserreich, so much that it was generally known as 'Red Saxony'.
Weimarische Volkszeitung. Organ zur Wahrung der Interessen des gesamten werktätigen Volkes, 9. Jahrgang, Nr. 172, Montag, 27. Juli 1914, [titlepage]
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Aufruf!
Noch dampfen die Aecker auf dem Balkan von dem Blute der nach Tausenden Hingemordeten, noch rauchen die Trümmer verheerter Städte, verwüsteter Dörfer, noch irren hungernd arbeitslose Männer, verwitwete Frauen und verwaiste Kinder durchs Land, und schon wieder schickt sich die vom österreichischen Imperialismus entfesselte Kriegsfurie an, Tod und Verderben über ganz Europa zu bringen.
Verurteilen wir auch das Treiben der groß-serbischen Nationalisten, so fordert doch die frivole Kriegsprovokation der österreichisch-ungarischen Regierung den schärfsten Protest heraus. Sind doch die Forderungen dieser Regierung so brutal, wie sie in der Weltgeschichte noch nie an einen selbständigen Staat gestellt sind, und können sie doch nur darauf berechnet sein, den Krieg geradezu zu provozieren.
Das klassenbewußte Proletariat Deutschlands erhebt im Namen der Menschlichkeit und der Kultur flammenden Protest gegen dies verbrecherische Treiben der Kriegshetzer. Es fordert gebieterisch von der deutschen Regierung, daß sie ihren Einfluß auf die österreichische Regierung zur Aufrechterhaltung des Friedens ausübe, und falls der schändliche Krieg nicht zu verhindern sein sollte, sich jeder kriegerischen Einmischung enthalte. Kein Tropfen Blut eines deutschen Soldaten darf dem Machtkitzel der österreichischen Gewalthaber, den imperialistischen Profitinteressen geopfert warden.
Parteigenossen, wir fordern Euch auf, sofort in Massenversammlungen
den unerschütterlichen Friedenswillen des klassenbewußten Proletariats
zum Ausdruck zu bringen. Eine ernste Stunde ist gekommen, ernster als irgend eine der letzten Jahrzehnte. Gefahr ist im Verzuge! Der Weltkrieg droht! Die herrschenden Klassen, die Euch im Frieden knebeln, verachten, ausnutzen, wollen Euch als Kanonenfutter mißbrauchen. Ueberall muß den Gewalthabern in die Ohren klingen:
Wir wollen keinen Krieg! Nieder mit dem Kriege!
Hoch die internationale Völkerverbrüderung!
Berlin, den 25. Juli 1914. Der Parteivorstand.